Bindschedler, Rudolf Gottfried

Dr. iur.; *1883 bis +1947

 

Geboren in *Aussersihl-Zürich ZH, 9. Juli 1883

Verstorben in +Zürich ZH, 10. September 1947

Rudolf Gottfried Bindschedler wurde als Sohn des Dr. med. Rudolf Gottfried (1843-1915) und der Anna geb. Rathgeb (1857-1934) in Zürich geboren. Er wuchs zusammen mit seinen drei Geschwistern auf.

Am 16. Juni 1912 verlobte er sich mit Anna Maria (Mary) Laufer. Die Heirat erfolgte am 25. März 1913. Aus der Ehe gingen die Kinder Ernst Rudolf Leo (8. Juli 1915) und Maria Beatrice (23. Oktober 1920) hervor.

Nach absolvierter Maturität in Zürich studierte er von 1902 bis 1906 Jurisprudenz an der Universität in Zürich. Im Auslandsemester in Bonn (D) lernte er den Schweizer Kirchenrechtslehrer Ulrich Stutz kennen und so promovierte Rudolf 1906 zum Doktor juris utriusque mit dem Prädikat summa cum laude. Seine Dissertation trägt den Titel: «Kirchliches Asylrecht [Immunitas ecclesiarum localis] und geistliche Freistätten in der Schweiz vor der Reformation».

Nach einem Aufenthalt in England entschied er sich gegen eine akademische Laufbahn und akzeptierte 1906 die Berufung in das Sekretariat des Vorortes des Schweizerischen Handels- und Industrievereins, wo er die schweizerischen Wirtschaftsverhältnisse kennen lernte und sich mit Zollfragen und dem Handelsvertragswesen vertraut machte. Der damalige Leiter des Vorortes war Nationalrat Dr. Alfred Frey.

1909 trat Rudolf Bindschedler als Direktionssekretär in die Aktiengesellschaft Leu & Co. in Zürich ein. Später wurde er zum Vizedirektor befördert und von 1915 bis März 1919 amtete er als Direktor.

Am 1. Juli 1919 wurde er in die Direktion der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) berufen, wo er neben dem Schweizerischen Effektengeschäft auch das internationale Emissionsgeschäft leitete. Seine Tätigkeit bei der SKA führte ihn auch oft ins Ausland, namentlich nach Deutschland, Belgien, Holland, Frankreich, England, Italien, Spanien und dann auch nach Nordamerika, Kanada und nach Südamerika. Er reichte seinen Rücktritt als Mitglied der Generaldirektion per 31. Dezember 1936 ein.

1928 wurde er Verwaltungsrat der Bank für elektrische Unternehmungen (Elektrowatt), wo er das Präsidium 1936 übernahm.

Rudolf Bindschedler war auch wiederholt in schweizerischen und internationalen Kommissionen tätig. So war er Mitglied in dem auf Empfehlung der Londoner Konferenz von 1931 ernannten Experten-Komitees in Basel, welches von der Bank für internationalen Zahlungsausgleich ins Leben gerufen worden war. Es hatte die Zahlungsfähigkeit Deutschlands festzustellen. Aus dessen Beratungen ging das bekannte Stillhalteabkommen zwischen den deutschen und den ausländischen Bankausschüssen hervor. Ebenfalls 1931 wurde er zudem zum Berater des Youngplanes berufen. Sein Vortrag «Die Einwirkung der Reparationslasten auf die schweizerische Volkswirtschaft», gehalten am Schweiz. Bankiertag 1931 in Lausanne, brachte den Ernst der Lage Deutschlands wie der ganzen Welt zum Ausdruck.

Von 1937 bis 1947 war er als Verwaltungsrat der SKA (1928-1944) sowie als Verwaltungs-rats-Vizepräsident (1929-1940) tätig. Bei der Bank für elektrische Unternehmungen (Elektrowatt) war er von 1929-1936 Verwaltungsrats-Vizepräsident und von 1936-1947 Verwaltungsratspräsident.

In seiner Freizeit widmete er sich kulturellen Bereichen. Besonderes Interesse weckten alle Fragen, die mit der Universität zusammen hingen (1930 wurde er in das Kuratorium für wissenschaftliche Forschung gewählt, von 1932 bis 1938 war er Präsident des Zürcher Hochschulvereins). 1936, in Anerkennung seiner Dienste, ernannte ihn der Senat zum „Ständigen Ehrengast der Universität Zürich“.

Seine Liebe für die Malerei und die Schriftstellerei wurde in seinem Heim deutlich, wo er eine prächtige Bildersammlung und eine ausgesuchte Bibliothek eingerichtet hatte.

Werke und Veröffenlichungen
» Bindschedler Rudolf Gottfried: Kirchliches Asylrecht «Immunitas ecclesiarum localis» und geistliche Freistätten in der Schweiz vor der Reformation. Dissertation St. 1906

» Bindschedler Rudolf Gottfried: Die rechtliche Seite des schweizerisch-deutschen Mehl-zollkonfliktes. Separatabdruck Neue Zürcher Zeitung, 1909

» Kommentar zum Entwurf eines neuen schweizerischen Fabrikgesetzes von R.G. Bindschedler. Publiziert in: Wissen und Leben, 14. Heft, 15. April 1909

» Die Beerbung von Schweizern in Deutschland. Artikel von R.G. Bindschedler. Publiziert in: Schweizerische Juristen-Zeitung, Heft 16, VII. Jahrgang, 15. Februar 1911

» Bindschedler Rudolf Gottfried: Die Einwirkungen der internat. Verschuldung mit Einschluss der Reparationslasten auf die schweizerische Volkswirtschaft. Vortrag am Schweiz. Bankiertag vom 12. September 1931

» Bindschedler Rudolf Gottfried: Handel und Banken in den Vereinigten Staaten von Nordamerika
In seiner Funktion als SKA-Direktor hat «Rudolf G. Bindschedler am 23. Januar 1920 dem Personal des Hauptsitzes über seine Reiseeindrücke aus Amerika einen Vortrag gehalten und dieses Referat für eine von der Zentralbibliothek Zürich veranlasste Vortragsserie über Amerika weiter ausgestaltet. Wir (die SKA) freuen uns, aus diesem letzteren die Abschnitte über Handel und Banken unserem Personal im Druck vorlegen zu können.»

» Bericht über seine Amerika-Reise - 1922

» Bericht über seine Amerika-Reise - 1925

» Bericht über seine Amerika-Reise - 1928

» Bericht über seine Amerika-Reise - 1930

» Bericht über seine Amerika-Reise - 1937

» Rede von Rudolf Gottfried Bindschedler in seiner Funktion als Präsident des Hochschulvereins anlässlich der Jahrhundertfeier der Universität Zürich am 30. April 1933

Dokumente
» Biografische Notizen von Dr. iur. Rudolf Gottfried Bindschedler
» Young-Anleihe 1930 - Bericht aus: Excelsior, Paris
» Ansprachen Trauerfeier Dr. R.G. Bindschedler
» Dr. R.G. Bindschedler. Nachruf in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ, 13.9.1947