Brühlmann-Bindschedler, Nina
Silberschmiedin, Sängerin *1877 bis +1954
Geboren in *Illnau, ZH, 8. Januar 1877
Verstorben in +Wattwil, SG, 20. Juli 1954
Bild von Hans Brühlmann, Nina vor Berglandschaft, 1905
Nina Bindschedler erblickt am 8. Januar 1877 als Tochter der Nina geb. Boesch (1852-1931) aus Ebnat, SG, und des Dr. med. Emil Bindschedler (1850-1894) aus Männedorf, ZH, das Licht der Welt. Sie wächst mit ihren Geschwistern Emil (1878-1952), Robert (1880-??) und Martha (1882-??) vorerst in Illnau, später in Winterthur auf.
Zu Beginn der 1880er-Jahre zieht die Familie nach Monroe, Wisconsin (USA), wo Vater Emil rasch als Arzt hohes Ansehen in der Bevölkerung erlangt. Nicht ganz so glücklich verläuft seine Ehe. Im Jahr 1885 kehrt Mutter Nina mit den vier Kindern wieder in die Schweiz zurück, wo sich die Familie in Ebnat, SG, in der Nähe ihrer Eltern niederlässt. Hier besucht Nina die Schulen.
1903 verlobt sie sich mit dem früheren Nachbarskind und Pfarrsohn aus Ebnat, dem Kunstmaler Hans Brühlmann aus Amriswil, TG, den sie im Jahr 1908 heiratet. Nina lebt fortan mit ihrem Gatten in Stuttgart (DE), wo sie sich zur Sängerin ausbilden lässt. Auch als Entwerferin von Silberschmucksachen ist sie erfolgreich. Die Ehe endet abrupt, als sich der an der damals unheilbaren Krankheit Syphilis erkrankte Brühlmann im September 1911 in seinem Atelier in Stuttgart erschiesst.
Nach dem Tod von Hans Brühlmann heiratet Nina 1914 in Stuttgart (DE) Peter Carl Diem, wodurch sie ihr Schweizer Bürgerrecht verliert und die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt. Aus dieser Ehe wird am 30. März 1915 ihr einziges Kind, Sohn Hans-Peter, geboren. Die Ehe wird 1921 geschieden.
Nina kehrt im Jahr 1937 in die Schweiz zurück und zieht in das Haus ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter in Ebnat-Kappel. Als nunmehr deutsche Reichsangehörige, deren Antrag auf Rückbürgerung abgelehnt worden war, zieht Nina Diem das Interesse der Polizei auf sich. Im Brief der Politischen Polizei an das Polizeikommando St. Gallen vom 23.12.1938 wird sie als «überzeugte Nationalsozialistin» bezeichnet. Immerhin sei zu erwähnen, «dass die Diem nur mit wenigen Familien Beziehungen unterhält.» Im gleichen Schreiben wird vermutet, dass «die Diem Kurierdienste leiste».
Am 9. Oktober 1939 beantragt das Polizeikommando St. Gallen bei der Schweiz. Bundesanwaltschaft eine Postsperre gegen Nina Diem-Bindschedler, die am 27. Oktober 1939 angeordnet wird. Somit werden nun sämtliche an Nina «eingehende (und nach Möglichkeit von ihr ausgehende) Postsendungen (incl. Telegramme, Eilsendungen, etc.) zwecks Durchführung einer Postkontrolle dem kantonalen Polizeiposten in Ebnat-Kappel, SG, ausgeliefert». Am 26. Dezember 1939 hebt die Bundesanwaltschaft die Postsperre wieder auf, da die kontrollierte Korrespondenz lediglich familiären Charakter habe.
Es ist dieser Postsperre zu verdanken, dass wir heute einen kleinen Einblick in das Leben von Nina Brühlmann-Bindschedler haben. In den zwei Monaten der Postüberwachung wurden rund 52 Postkarten, 24 Briefe und 39 Pakete erfasst. Eine Auswertung dieser Korrespondenz finden Sie unten.
Es ist davon auszugehen, dass Nina bis zu ihrem Tod im Haus ihrer Mutter in Ebnat wohnte und gelegentlich Reisen nach Stuttgart antrat. Sie stirbt am 20. Juli 1954 in Wattwil (SG).
Dokumente
» Auswertung der Postsperre gegen Nina Diem-Brühlmann
» Todesanzeige von Nina Diem-Bindschedler, St. Galler Tagblatt, 21. Juli 1954
Quellen
- Bundesarchiv Bern / Sign. E4320B#1993/214#494* Diem-Brühlmann geb. Bindschedler Nina, 8.1.1877, dt. Staatsangehörige, Ebnat: überzeugte Nationalsozialistin (1939-1954)
- Baum, Julius; Diez, Max: Die Stuttgarter Kunst der Gegenwart (1913)
Von Hans Brühlmann gezeichnete Postkarte für Albert Edelmann 1908