Bindschedler, Gerold

Kaufmann und Weinhändler *1830 bis +1880

 

Geboren in *Münchenstein BL, 19. Oktober 1830

Verstorben in +Männedorf ZH, 19. November 1880

 

Gerold Bindschedler erblickt am 19. Oktober 1830 in Münchenstein BL als Sohn des Gerold und der Susanne Bindschedler-Bindschedler das Licht der Welt. Der Vater war erst Spinnmeister und später Direktor der damals sehr bekannten Baumwollspinnerei «Sarasin und Heussler» in Münchenstein BL.

Gerold verbringt seine frühe Kindheit in Neuewelt BL, wo er mit seinen Schwestern Susanna (1819-1861), Katharina «Trinette» (1825-1879) und Emma (1827-1855) aufwuchs, «unter der ernsten, strengen, aber wohlgemeinten Zucht dieses Vaters und der ausserordentlich liebevollen leiblichen und geistigen Pflege der Mutter».

Ende der 30er-Jahre zieht die Familie nach Haagen (D), wo Vater Gerold als Spinnereidirektor tätig ist. Gerold und seine Schwestern geniessen Privatunterricht; bald aber wird Gerold nach Basel zur Schule gebracht, wo er auch das Gymnasium und Pädagogikum besucht.

Nach seiner Konfirmation (1846) zieht es den wissensdurstigen jungen Mann für ein Jahr nach Neuenburg, wo er Französisch lernt. Danach plante Gerold, in die Schreibstube der Spinnerei «Sarasin und Heusler» einzutreten. Die badischen Wirren der Jahre 1848-1849 veranlassen jedoch seinen besorgten Vater, den Sohn in die alte Heimat zu schicken. Hier lernt Gerold seine spätere Frau, Anna Bertha Billeter, kennen.

Dennoch reist Gerold 1850 nach Paris, wo er ein Semester eine industrielle Schule besucht. Und von Frankreich geht’s direkt weiter nach England, wo er hauptsächlich in Manchester im praktischen Berufe während 1 ½ Jahren ausgebildet wird.

Nach diesen ausgedehnten Auslandaufenthalten kehrt Gerold ins Elternhaus nach Haagen (D) zurück. Hier verweilt er aber nur kurze Zeit, denn es zieht ihn nach Männedorf zu seiner Anna Bertha, die er am 11. September 1855 ehelicht.
Der gut ausgebildete Gerold tritt in die Weinhandlung seines Schwiegervaters ein, welche er nach dessen Tod im Jahr 1873 übernimmt und sehr erfolgreich betreibt.

Im Jahr 1858 erblickt die einzige Tochter, Susanna Bertha, das Licht der Welt. Nur für kurze Zeit ist das Glück der jungen Familie perfekt. Bereits im November 1859 erkrankt Anna Bertha Bindschedler durch eine Erkältung an einer Brustkrankheit, an welcher sie 18 Jahre lang und oft sehr schwer zu leiden hatte. Sie stirbt am 4. März 1876.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass der gebildete, weitgereiste Gerold in allerlei Gemeindeämter berufen wird:

1855 bis 1872
Wahl zum Schulverwalter und Mitglied der Gemeindeschulpflege

1859 bis 1880
Mitglied der Sekundarschulpflege

1861 bis 1868
Mitglied des Gemeinderates von Männedorf

1868 bis 1878
Vorsteher der Rechnungsprüfungskommission

1877
Mitbegründer des Kindergartens und Vorstand

1878 bis 1880
Mitglied der Kirchen- und Armenpflege und Quästor der Armen- und Waisenanstalt

Am 19. November 1880 wird Gerold aus seinem aktiven Leben gerissen; er stirbt in seinem Zuhause im Seegarten in Männedorf an einem Herzschlag.

In seinem Nachruf wird er als «ernsten Rathgeber, ein dienstfertiges und opferfreudiges Mitglied, einen theilnehmenden Freund zugleich, der sich so recht freuen konnte mit den Fröhlichen, und trauern [konnte] mit den Trauernden» dargestellt.

 

Dokumente

» Todesanzeige von Gerold Bindschedler-Billeter, Neue Zürcher Zeitung, 20.11.1880

» Leichenrede von Gottlieb Schuster, Stäfe – Zur Erinnerung an Gerold Bindschedler-Billeter im Seegarten - Männedorf