Bindschedler, Andreas

Unternehmer, *6. Mai 1806 bis +27. Juni 1885

 

Geboren in *Männedorf, ZH, 6. Mai 1806

Verstorben in +Zürich, ZH, 27. Juni 1885

 

Das Bild wurde 1885 in seinem 80. Lebensjahr aufgenommen.

Andreas Bindschedler wurde am 6. Mai 1806 als Sohn des Bauern, Gewerbetreibenden und Gemeindesäckelmeisters Hans Rudolf Bindschedler (*1770 bis +1851) und der Susanna, geb. Pfister (*1773 bis +1847), in Männedorf geboren. Er wuchs mit seinen Geschwistern Rudolf (*1794 bis +1851), Heinrich (*1801 bis + 1858), Kaspar (*1804 bis +1850), Luise (*1808 bis + 1839) und Margaretha (*1814 bis +1840) auf dem weitläufigen Hof Ausserfeld in Männedorf auf.

Seine Ausbildung erhält Andreas am Institut des Lehrers Urner und zusätzlich wird er durch den Privatlehrer Oetiker unterrichtet. 1819, im Alter von 13 Jahren, wird Andreas in die Lehre nach Zürich ins Hause «Tobler & Bindschedler» geschickt, wo er lernt im Lager Hand anzulegen, Briefe zu kopieren, Mengen- und Grundbücher zu führen und die Rechnungen der Lieferanten zu kontrollieren. Diese Lehrzeit legt den Grundstein für seine kaufmännische Karriere. Andreas beendet seine Lehrzeit 1824 und hält darüber in seinen Memoiren fest: «So ging ich freudigen Mutes durchs Leben, denn es waren ja wohl die schönsten Jahre, diese paar letzten der fünf im Hause Tobler & Bindschedler zugebrachten.»

Im Jahr 1824 übersiedelte Andreas nach Feldbach, wo er im 18. Altersjahr die Leitung der Florettseidenspinnerei Bindschedler & Wild übernahm. Ende 1828 verliess er Feldbach, überliess die Spinnerei seinem Schwager Schneckenburger und kehrte zurück nach Männedorf. Nach einer Italienreise im Jahr 1829 trat er wieder ins Haus Tobler & Bindschedler ein. Er verbrachte ein halbes Jahr in Genf, um sich die französische Sprache anzueignen und kehrte kurze Zeit später nach Feldbach zurück, um die Missstände, die Schneckenburger angerichtet hatte, zu bereinigen; die Spinnerei wurde 1834 veräussert. Im Winter 1834 übernahm Andreas die Leitung der Spinnerei in Worblaufen, die bisher sein Bruder Heinrich geführt hatte.

1837 wurde Andreas zurück nach Männedorf beordert, um sich dem Bauernhof Ausserfeld als Nachfolger seines Vaters anzunehmen. So wurde Andreas 1837 selbständiger Bauer von erster Grösse in Männedorf.

Im Mai 1838 heiratete Andreas Bindschedler Sophie Wörpel (geb. 1815). Am 16. Mai 1839 wurde sein erstes Kind, die Tochter Amalie, geboren. Sie verstarb aber bereits am 21. August 1839. Drei weitere Kinder folgten: Luise (*1840 bis +1907), August (*1842 bis +?) und Friedrich August (*1844 bis +?).

Neben der Arbeit als Landwirt im Ausserfeld war Andreas vier Jahren lang -von 1840 bis 1844- als Reisender beim Hause Tobler & Bindschedler tätig. Die Reisen führten ihn zu Kunden in Baden, Württemberg und Bayern.

1844 verkaufte er seinen Hof in Männedorf und siedelte mit seiner Familie nach Stäfa über. Im Jahr 1846 reiste er zu seinem Bruder Heinrich nach Montpellier, um sich dort über Absatzmöglichkeiten der in der Schweiz hergestellten Garne zu erkundigen. Da die Qualität der Garne zu wünschen übrig liess, kam das Frankreich-Geschäft nie richtig in Gang. Andreas liess sich nicht entmutigen und baute seine Spinnerei in Niederuster auf, die im Jahr 1852 auf Turbinen-Wasserkraft -die Turbinen von Escher Wyss & Co.- ausgebaut wurde.

1858 zog die Familie nach Uster und 1876 nahm Andreas Bindschedler seinen Wohnort in Zürich, wo er am 27. Juni 1885 verstarb.

Quelle

- Memoiren des Andreas Bindschedler

 

Rolf Rosenbohm-Bindschedler schreibt in der Einleitung zu seinem Artikel «Das Fierz'sche Institut in Männedorf, eine Erziehungsanstalt 'fast von Weltruf' 1806-1815» (Zürcher Taschenbuch 1985):

«Der Anlass zu diesem Beitrag ist ein guterhaltenes, rund hundert Jahre altes Lederétui, das den silbernen Prägeaufdruck: «Liebe Erinnerungen» trägt. Es birgt 73 sorgfältig gefaltete Blätter im Format 18,8 x 12,5 cm, mit 292 paginierten, säuberlich eng beschriebenen Seiten, von denen der Verfasser, Andreas Bindschedler, im Schlusswort selbst schrieb: «Diese Memoiren sind nach bestem Wissen & Gewissen von mir niedergeschrieben worden und habe dabei nichts vorenthalten, was hätte geschehen können um Licht und Schatten zu mehren oder zu mindern; daher sind sie auch einem engeren Leserkreis bestimmt oder vielmehr nur meiner Familie...» (S. 279).»

Die Memoiren von Andreas Bindschedler schildern eindrucksvoll das Leben im 19. Jahrhundert und geben einen guten Einblick in die Textilindustrie der damaligen Schweiz. Hier werden sie erstmals einem breiteren Publikum zugänglich gemacht:

» Andreas Bindschedler, Memoiren, 1883