Bindschedler, Albert

Quartierhauptmann, Handelsmann, Konstrukteur, Erfinder, *1814 bis +1871

 

Geboren in *Männedorf ZH, 29. Juni 1814

Verstorben in +Zürich ZH, 16. April 1871

 

Albert Bindschedler um etwa 1860

Albert Bindschedler wurde als erster Sohn des Johann Jakob Bindschedler (1792-1861) und der Susette geb. Rebmann (1793-1835) in der Weiern in Männedorf ZH geboren. Er wuchs in Männedorf auf und absolvierte offenbar eine technische Ausbildung in Zürich ZH, über die leider nichts weiter bekannt ist.

Am 18. September 1838 heiratete er in Kappel, Ebnat-Kappel SG die gleichaltrige Elise Lenggenhager, von Ebnat-Kappel SG und lebte mit seiner Familie erst in Kappel, Ebnat-Kappel SG, später nach dem Brand von Ebnat in einem grosszügigen und eleganten Toggenburgerhaus im Bunt, Wattwil SG, welches von seiner Schwiegermutter gekauft wurde. Das Ehepaar hatte zehn Kinder, von denen zwei im Säuglingsalter starben. Über die Lebensumstände, Freuden und Probleme der grossen Familie sind wir gut unterrichtet, dank des Briefwechsels von Albert und Elise, welcher aus den Jahren 1838 bis 1860 stammt und mehrheitlich erhalten geblieben ist.

In den 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte er einen verbesserten Buntwebstuhl, welcher es ermöglichte, mehrfarbige Stoffe einfach und schnell herzustellen. Die Entwicklung des Webstuhles und die Vermarktung desselben verschlangen das gesamte von seiner Mutter ererbte Vermögen. Die Herstellung dieses verbesserten Webstuhles erfolgte erst durch die Firma Escher Wyss & Cie. in Zürich ZH ab 1859, später durch die Firma Caspar Honegger in Rüti ZH ab1863. Beide Verträge sind überliefert. Offenbar scheint die Firma Escher Wyss & Cie. die Erfindung als so wichtig angesehen haben, dass diese mindestens in Baden DEU patentiert wurde.

Nach dem Tode seiner Ehefrau 1860 kämpfte Albert Bindschedler mit grossen finanziellen Problemen und versuchte die noch nicht volljährigen Kinder durchzubringen. Nach dem Tode seiner Schwiegermutter 1866 wurde das Haus in Wattwil SG verkauft und die noch fünf minderjährigen Kinder lebten bei ihren verheirateten Schwestern. Ab etwa 1867 liess er die Buntwebstühle in England bei der Firma Joseph Harrison in Blackburn GBR herstellen.

Die schweren Handelskrisen in den 60-er Jahren des 19. Jahrhunderts, wie diejenigen in Frankreich FRA 1863 und 1864, die «Londoner Krisis» 1866, sowie die alles übersteigende Handelskrise von New York USA am 23. September 1869, die als «Black Friday» in die Geschichte eingegangen ist, scheinen Albert Bindschedler an den Rand des Ruins gebracht zu haben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen in Wipkingen, Zürich ZH. Albert Bindschedler starb am 16. April 1871 im Spital in Zürich ZH, wo er auf dem Spitalfriedhof am 19. April 1871 beerdigt wurde.

Quellen

- Dokumente aus dem Familienarchiv

Dokumente

» Briefwechsel von Albert Bindschedler und seiner Gattin Elise Bindschedler-Lenggenhager ca.1840-1861
» Vertrag mit Escher Wyss & Cie, Zürich ZH, 24.09.1859
» Vertrag mit Caspar Honegger, Rueti ZH, 26.02.1863

- https://peter-hug.ch/lexikon/Kreditkrisen (folgt)