Huber-Bindschedler, Bertha

Dr. phil. Lektorin für deutsche Literatur; *1893 bis +1966

 

Geboren in *St. Gallen, SG, 15. April 1893

Verstorben in  +Glarus, GL, 13. Februar 1966

 

 

Bertha (auch Berta) Bindschedler wurde als dritte Tochter des Kaspar Konrad Adolf Bindschedler (*9. März 1860, +?), Goldschmied und Bijoutier und der Alwine geb. Schoop (1866-1907) geboren. Sie wuchs mit ihren Schwestern Marie Fanny (*1890-?), Klara Alwine (*1892-?) und Dora (*1900-?) in St. Gallen auf. Nach dem frühen Tode ihrer Mutter im Jahr 1907 heiratete ihr Vater 1908 Ottilie Katharina geb. Bauer (*1864-?).

Nach dem Besuch der obligatorischen Schule studierte Bertha an der Universität Zürich ab 1917 die Fächer Germanistik, Psychologie und Psychiatrie. Sie promovierte am 28. Juli 1922 mit der Dissertation: «Die Motivierung in den Dramen von J.M.R. Lenz. Ein Beitrag zur Psychologie Lenzens.»

Bertha arbeitete nach Erlangen der Doktorwürde als Lektorin an der Hochschule St. Gallen, wo sie Kurse über deutsche Literatur erteilte. Die problematischen Persönlichkeiten und Epochen zogen sie mehr an als die Zeit der ausgeglichenen Klassik. Gross war auch die Zuhörerschaft ihrer Vorträge in den Volksbildungskursen, an deren Gründung sie entscheidenden Anteil hatte.

Am 2. März 1922 heiratete sie den Augenarzt Dr. Othmar Huber von Oberkulm AG (1892-1979). 1932 wurde Tochter Helga (1932-2013) geboren. Die Familie Huber-Bindschedler zog 1924 nach Glarus, weil Othmar zum Chefarzt der Augenabteilung des Kantonsspitals gewählt worden war.

Bertha Huber-Bindschedler verstand es, sich in Glarus einen neuen Wirkungskreis zu schaffen. Sie hielt fortan ihre Vorträge und Kurse sowohl in Glarus als weiterhin auch in St. Gallen. Für diese Kurse und Vorträge arbeitete sie immer wieder neue Themen durch. Alle kreisten letztlich um dasselbe Problem: die Besinnung des Menschen auf sich selbst, auf seine Stellung und Aufgabe in der Welt.

Als Hochschullektorin für deutsche Literatur in St. Gallen hat sie nicht nur Generationen von Studenten unterrichtet, sondern sie hat sowohl in ihrer Hochschulstadt wie auch an ihrem Wohnort in Glarus ein Volksbildungswerk aufgebaut. Prof. Dr. Werner Kohlschmidt, von 1953 bis 1971 Professor für Neuere deutsche Literatur in Bern, meint, dass dieses Werk «die ganze Energie einer vom Wert der Volksbildung faszinierten Begründerin und Organisatorin hinter sich hatte.»

Quellen

- Familienarchiv
- Frau Dr. Berta Huber-Bindschedler gestorben. In: St. Galler Tagblatt, Nr. 80, 16.2.1966, S. 23
- Bertha Huber-Bindschedler zum Gedächtnis. Von Prof. Dr. Werner Kohlschmidt in: Der Bund, Nr. 74, 22.2.1966, S. 3

Publikationen

• Die Motivierung in den Dramen von J.M.R. Lenz. Ein Beitrag zur Psychologie Lenzens. Diss. Phil. an der Universität Zürich, 1922
• Jakob Bosshart. Die Schweiz im deutschen Geistesleben. Harry Magnes Reihe «Die Schweiz im deutschen Geistesleben.» Band 62. Verlag Huber & Co., Frauenfeld, 1929
• Regina Ullmann. Sonderdruck aus Glarner Nachrichten. Verlag Tschudi & Co., Glarus, 1943
• Die Symbolik in Gotthelfs Erzählung ,Die schwarze Spinne’, Polygraphischer Verlag, Zürich, 1956. 

Dokumente

» Zum Tode von Bertha Huber-Bindschedler. Nachruf von Prof. Dr. Werner Kohlschmidt: Bertha Huber-Bindschedler zum Gedächtnis. In: Der Bund, Nr. 74, 22.2.1966, S. 3

» Frau Dr. Berta Huber-Bindschedler gestorben. In: St. Galler Tagblatt, Nr. 80, 16.2.1966, S. 23

» Dr. phil. Berta Huber-Bindschedler 1893-1966. Im Jahrbuch des Historischen Vereins des Kt. Glarus, Band/Jahr: 61 (1966)

» In memoriam Margarete Susmann. Von Bertha Huber-Bindschedler, Der Bund, Band 117, Nr. 59, 11. Februar 1966, 2te Ausgabe

 

Links

» Stiftung Othmar Huber – Kunstmuseum Bern